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Tief „Bernd“ wütet über Westdeutschland, mindestens zwei Feuerwehrleute starben beim Einsatz für andere: Rettungskräfte aus dem Kreis Gifhorn verfolgen die Nachrichten aus dem Westen mit großer Betroffenheit.


Altena im Sauerland: Hier ist ein Feuerwehrmann im Einsatz nach dem Unwetter ertrunken.

 

Tief „Bernd“ wütet seit Mittwoch über Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. In Altena im Sauerland ist ein Feuerwehrmann bei einem Rettungseinsatz ertrunken, mindestens zwei Feuerwehrleute sind insgesamt bisher gestorben, dazu gibt es zivile Opfer. Die Gifhorner Einsatzkräfte sind in Gedanken bei den Kameradinnen und Kameraden. Auf einen eventuellen Einsatz im Westen bereiten sie sich aber derzeit nicht konkret vor.

„Aktuell ist keine Unterstützung durch uns geplant. Solche Einsätze laufen auch immer über das Innenministerium, wir könnten nicht einfach runterfahren, selbst wenn wir wollten“, erklärt Matthias Klose, Abschnittsleiter Süd der Kreisfeuerwehr Gifhorn. „Wir verfolgen die Nachrichten natürlich. Der Tod der Zivilisten ist tragisch, aber uns trifft natürlich noch einmal besonders der Tod von Kameraden und Kameradinnen, die sterben, weil sie anderen helfen wollten.“ Diese Gefahr bestehe immer. „Wir hatten auch schon Einsätze mit Verletzten. Zwar verbessern sich Ausbildung und Ausrüstung ständig, aber einen Schutz gegen alles gibt es nicht. Das erleben wir immer wieder bei Einsätzen der Feuerwehr in ganz Deutschland.“ Tote habe es laut Klose dabei zumindest im Landkreis Gifhorn zum Glück viele Jahre nicht gegeben – das letzte Mal 1975 bei der großen Waldbrandkatastrophe.

„Wir sind tief betroffen, wenn wir solche Nachrichten hören.“

„Betroffen von dem Unwetter ist ein kleiner Bereich, in dem schon viele Wasserwachten eingesetzt sind. Daher haben wir bisher keine Anforderung erhalten, obwohl wir auch eine Wasserwacht haben“, sagt Horst Kraemer, Leiter der DRK-Bereitschaft Gifhorn. Vorbereitet sei man aber dennoch, nicht zuletzt durch entsprechende Übungen. Im Herbst stehe die nächste an. Dann will die Gifhorner DRK-Wasserwacht am Tankumsee üben, wie 50 oder 60 Menschen mit Booten übergesetzt und anschließend betreut werden.

Dabei kommen auch die speziellen Westen mit Auftrieb zum Einsatz, die zur Ausrüstung der Wasserwacht gehören. Sie sollen verhindern, dass Rettungskräfte ertrinken. „Die Feuerwehr ist nicht mit solchen Westen ausgerüstet“, sagt Kraemer mit Blick auf den ertrunkenen Feuerwehrmann. „Wir sind tief betroffen, wenn wir solche Nachrichten hören. Uns ist bewusst, dass es jederzeit jeden von uns erwischen kann. Allerdings bin ich jetzt seit mehr als 50 Jahren dabei, und bisher hatten wir nur Verletzte, aber noch keine Todesopfer zu beklagen in unseren Reihen.“

Gelsdorf in Rheinland-Pfalz: Der Ortskern wurde bei den jüngsten Unwettern überflutet. Gifhorner Einsatzkräfte verfolgen die Nachrichten aus Westdeutschland aufmerksam.

„Solche Vorfälle holen einen zurück, machen bewusst, dass es Einsätze sind und dass Ausrüstung nicht vor allen Gefahren schützt. Das vergisst man oft, wenn man helfen will“, sagt der Gifhorner THW-Ortsbeauftragte Olaf Daratha mit Blick auf den ertrunkenen Feuerwehrmann. Auch beim Gifhorner THW sei es in den 26 Jahren, in denen Daratha aktiv dabei ist, bisher bei Verletzungen geblieben.

Aktuell steht der Ortsverband Daratha zufolge nicht in Alarmbereitschaft, um im Westen zu helfen. „Wasserpumpengruppen wie in Peine und Räumgruppen wie in Wolfsburg sind derzeit im Voralarm, sollen sich bereithalten und schon mal ein paar Sachen packen. Solche Gruppen haben wir in Gifhorn nicht“, sagt Daratha.

Überflutete Straßen in Altena: Der Ort war nach Erdrutschen und Überschwemmungen zeitweise nicht mehr zu erreichen

Dennoch könnte es passieren, dass kurzfristig ein Einsatzbefehl kommt – wenn die Stromaggregate der Wasserpumpengruppen nicht ausreichen, um für genügend Strom zu sorgen. Denn die technische Gruppe in Gifhorn verfügt über genau diese Aggregate.

Quelle: Aller-Zeitung / Text: Thorsten Behrens, Bilder: dpa

   
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